Lochkamera für den World Pinhole Day

Jährlich findet der weltweite Lochkameratag statt – der World Pinhole Photography Day fällt 2023 auf den 30. April. Weitere Details zu diesem Anlass findet sich auf: https://pinholeday.org/

Für diesen Tag könnte das folgende Projekt ein Ansporn sein. Als ich 2021 für ein eigenes fotografisches Projekt nach Lochkameras suchte, stiess ich auf die Website des «Focal Camera Project» (http://www.focalcamera.com/). Dort gibt es eine Menge an Modulen zum Bau einer eigenen Kamera. Die Module liegen alle als SVG-Dateien vor und können direkt mit einem Laser geschnitten werden. Das Ausgangsmaterial ist 3 Millimeter dick.

Ich entschied mich für den 6×6 Film Back, einen Half Spacer und das Pinhole-Modul. Das ergab eine Kamera mit 67 mm Brennweite und einem Bildwinkel von 46°. Die Lochblende stellte ich aus einem Stück Aludosenblech her. Das Loch ergab eine Blende von 235.

Berechnungen für Lochkameras finden sich hier: http://www.mrpinhole.com/calcpinh.php. Anleitungen zum Stechen von Löchern in dünnes Blech: http://foto-net.de/net/dyo/pinhole.html
Messen eines Lochs: https://www.35mmc.com/26/10/2020/making-measuring-and-testing-the-optimal-pinhole-pinhole-adventures-part-3-by-sroyon/

Filmmaterial gibt es in grosser Auswahl in Schwarz-Weiss und Farbe bei ars imago. Die Leute dort sind ehr gut informiert und helfen gern. Auch die Filmentwicklung kann über sie laufen. Wer wieder einmal selbst Fotos vergrössern möchte, findet dort auch ein grosses, bestens ausgerüstetes Labor.

Ich schnitt meine Kamera aus 3-mm-MDF, baute die Teile nach den sehr guten Anleitungen von Focal Camera zusammen, legte einen Film ein – und dann begannen die Probleme.

Bis die Kamera für das Projekt bereit war, durchlief sie eine Reihe von Veränderungen:

  1. Es empfiehlt sich, die Kamera innen mit einer matten schwarzen Farbe auszumalen. Das Malen muss während dem Zusammenbau geschehen, damit alle Ecken und Kanten lichtdicht werden, spätestens vor dem Einsetzen der Filmbühne.
  2. Der Filmtransport musste umgebaut werden. Die 120er Filmspule hat einen Schlitz von 2 Millimetern (nicht von 3, wie die Vorlage es vorsah!). Ich nahm den Transport auseinander und ersetzte den Spulenmitnehmer durch einen aus 2 Millimeter dickem Flugzeugsperrholz.
    In den überarbeiteten Dateien sind die aus 2 Millimeter dickem Sperrholz zu schneidenden Teile schwarz eingefärbt. Die Schlitze in den Rädchen sind auf 2 mm Breite gesetzt.
  3. Der Filmtransport sollte nur in eine Richtung möglich sein. Dazu ist in der Kamera eine Rätsche eingebaut. Allerdings ist deren Spitze durch den Abbrand im Laser so kurz und dünn geworden, dass die Rätsche schon nach dem ersten Film nicht mehr funktionierte. Ich brachte eine aussen liegende Version aus einem Weckglas-Verschluss an. In den überarbeiteten Dateien ist die eingebaute Rätsche vergrössert, so dass sie wohl ihren Dienst tun wird.
  4. Der Verschluss, wie ihn Focal Camera vorsieht, funktioniert nicht zuverlässig. Meiner hielt schlecht in der Offen-Position und war in der Geschlossen-Position nicht absolut lichtdicht. Ich ersetzte ihn durch einen Schiebeverschluss. Dieser andere Verschluss ist in der überarbeiteten Datei Pinhole enthalten.
  5. Die federnd gelagerte Filmbühne und die inneren Seitenwände der Filmspulenkammern haben scharfe Kanten nach dem Laserschnitt. Diese müssen für einen reibungsarmen Filmtransport unbedingt abgerundet werden.
  6. Die Rückwand nur mit Gummiringen zu befestigen, schien mir zu unsicher. Ich schraubte zwei Holzleisten auf die Rückwand. Daran befestigte ich zwei Schatullenverschlüsse, die die Rückwand sicher fixieren.
  7. Um etwas mehr Druck auf die Filmbühne und den Film zu bekommen, habe ich die Rückwand mit einem 2-mm-Bastelfilz bezogen.
  8. Der Abdeckschieber über dem Loch, durch das die Negativnummer sichtbar ist, habe ich mit einer kleinen Ringschraube und einem Gummi in der Geschlossen-Position fixiert.
  9. Die langen Belichtungszeiten mit Lochkameras erfordern ein Stativ für die Aufnahme. Ich benutze ein Manfrotto-Stativ mit Wechselplatte. Eine solche Platte erstellte ich mit dem 3D-Drucker. Wer Zollschrauben und Gewindeeinsätze für Stative braucht, findet sie hier: https://www.swissphotoshop.ch/zubehoer/fotoschrauben-ch.html
  10. Schliesslich, um beim Filmwechsel mehr Komfort zu erreichen, habe ich eine bessere Lagerung der Filmspulen hergestellt. Dazu bohrte ich auf der linken Ober- und Unterseite ein Loch von 4.5 mm Durchmesser und drehte eine M5-Schraube ein. Sie hält, da sie kaum belastet wird, bestens, lässt sich leicht drehen und die Rolle läuft fast ohne Widerstand.
    Auf der rechten Seite bohrte ich in den Kameraboden ein Loch von 28 mm Durchmesser, deckte das Loch mit einer 5 mm dicken MDF-Platte wieder ab, die in der Mitte ebenfalls ein 4.5 mm Loch hat, in die ich eine M5-Schraube eindrehte. Dies erlaubt einen einfacheren Filmrollenwechsel, da die Spule in das grosse Loch versinken kann und so leicht mit dem Mitnehmer für die Spule zu verbinden ist. Die eingedrehte M5-Schraube hält die Rolle in Position.
  11. Da ich ohne Sucher arbeitete, klebte ich oben auf die Kamera ein gleichschenkliges Dreieck mit einem Scheitelwinkel von 46°. Über dieses Dreieck lässt sich etwa einschätzen, was auf der Aufnahme abgebildet sein wird. Wer einen Sucher bauen möchte, findet auf der Focal-Camera-Website eine Vorlage.
  12. Damit der Horizont der Aufnahme auch wirklich horizontal liegt, montierte ich mit einem improvisierten Schuh eine kleine Kamerawasserwage von Kaiser. Ähnliche Modelle sind ebenfalls bei swissphotoshop.ch erhältlich.

Dateien mit Änderungen (in einer Zip-Datei):

  • Kameragehäuse 6×6 (angepasste Rätsche, Filmrollenmitnehmer 2 mm in schwarz, angepasste Transporträdchen)
  • Pinhole-Abschluss für den Half Spacer (geänderter Verschluss)
Kategorien Projekte
Heinz Egger

Ich war Sekundarlehrer (Sprachen), arbeitete als Erwachsenenbildner (Telekommunikation), in der Software-Entwicklung (Hörgeräte) und in der Unternehmenskommunikation (Zementriese).

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